Die Autorin begegnet einem Relikt aus einer anderen Zeit – das Pförtnerhäuschen als Anstoß zur Besinnung ...
Als ich vor ein paar Tagen auf dem Weg zum Arzt in der Stadt dieses Pförtnerhäuschen sah, war ich für einen Moment vollkommen gestoppt in meiner Bewegung. Dass es vor nicht allzu langer Zeit Leute gab, deren Job es war, Pförtner zu sein und auf das Wohl des Hauses und seiner Bewohner zu achten, schien mir wie der Blick in eine andere Epoche. Dabei gab es diese Tätigkeit offenbar bis Ende der 60er Jahre hinein.
Das alles atmete so eine Stille und Einfachheit, die mir sehr zu Herzen ging. Es drückte aus, dass es okay war einfach da zu sein und diese Aufgabe zu erfüllen. Da stand ein Fernsprecher, um die Besucher anzumelden Und es lag die aktuelle Zeitung bereit. Kein Handy oder Computer gaben Anlass aus dem aktuellen Ort und Sein abzudriften. Es war ausreichend und genug dort zu sein. Und genau das fehlt mir immer wieder am meisten.
Da ich selber in einem beruflichen Wandel stehe und nach der passenden Weise suche, meinen Beitrag zu leisten, traf mich dieses Bild wie ein Donnerschlag. Weil ich selber erlebe wie hoch die Messlatte für so ungefähr alles liegt. In allen elementaren Belangen des Lebens, - Job, Beziehung, Lifestyle und Familie.
Das hat glaube ich mit dieser unendlichen Menge an Information, dem Anschein der unendlichen Möglichkeiten zu tun. Ich bin selber so ein Junkie, was diese vorgegaukelte „Fülle“ angeht und bin gleichzeitig erschöpft davon.
Es gibt keinen Weg zurück, das weiß ich. Und doch brauche ich immer wieder ein deutliches Stop. Downsizen im Denken. Etwas mehr Bescheidenheit in meinen Erwartungen an mich selber und an andere ist so entlastend. Und gleichzeitig mehr Eigensinn, die zu sein, die ich schon bin.